Schafabtrieb von der Gerstreitalm

In Saalbach Hinterglemm steht zumeist das dritte Wochenende im September im Zeichen eines ganz besonderen Spektakels: An die 500 Schafe kehren von den weitläufigen Hochweiden auf dem Schattberg in ihre Ställe im Tal zurück. Doch bevor jeder Bauer seine Schafe mit nach Hause nehmen kann, ist Körpereinsatz gefragt.

Der zuständige Hirte am Schattberg hat seine große Schafherde während des ganzen Sommers im Blick. Auch seine eignen 50 Schäflein sind Teil der wolligen Bodenpfleger am Berg. Aber das Weidegebiet ist groß und so manches Schaf wähnt die besten Grashalme an schwer zugänglichen und abschüssigen Stellen. Es ist nicht ganz einfach, die ganze Herde am Ende des Almsommers wieder zusammenzutreiben. Da braucht es schon viele Helfer, gute Kondition und einen langem Atem.

Tag eins des Schafabtriebs in Hinterglemm

Hirte Gottfried Manzl und seine Helfer sind schon am Vortag am Schattberg unterwegs. Sie besprechen die Lage, überlegen die beste Strategie und wandern dann über Stock und Stein, um die Schafe Richtung Gipfel zu treiben. Die Schwarznasen, Coburger Fuchsschafe und südafrikanischen Dorper zeigen eine recht unterschiedliche Motivation, Richtung Stall zu laufen. Manche erliegen recht schnell dem Salzangebot, mit dem die Treiber locken, andere nehmen lieber Reißaus und nötigen die Helfer zu einem Katz-und-Maus-Spiel im Gelände. Bei schlechtem Wetter liegen oft Nebelschwaden über den Berghängen und es nieselt aus tief hängenden Wolken. Manchmal keine rechte Gaudi für die Zweibeiner.

Große und kleine Schafe, alle kommen mit

Pfiffe und Lockrufe gellen über den Berg – an der Schattberg Mittelstation, im Gipfelbereich und am Speicherteich. Gottfried Manzls Tiere kennen ihren Meister und laufen mit lautem „Mäh“ auf den Hirten zu. Die Freude ist groß, wenn in der Herde viel junge und gesunde Lämmer zu sehen sind. Manchmal ist der Nachwuchs noch so klein, dass er nicht recht mit den Großen mithalten kann, dann kommt das Lamm in den Genuss, den restlichen Weg auf den breiten Schultern eines Helfers zurückzulegen. Und weil Schafe Herdentiere sind, besinnen sich irgendwann auch die Letzten und gemeinsam geht es Richtung Westgipfel, wo auf Mensch und Tier Pause und Jause warten. Einzelne Nachzügler trudeln ein und endlich sind alle Schafe abgezählt und vollzählig.

Eine Nacht am Berg mit Schafen

Die folgende Nacht verbringen die Schafe schon etwas weiter talwärts in einem eigens errichteten Pferch. Doch sie sind nicht allein: Hirt und Helfer übernachten bei den Tieren, denn der Aufbruch am nächsten Morgen ist schon nahe. Man merkt der Herde schon an, dass sie es kaum erwarten kann, ins Tal zu kommen. Die Nächte sind am Berg jetzt schon sehr kühl, dem kalten Nachtwind trotzen die Wollknäuel eng aneinandergeschmiegt. Es herbstelt schon gewaltig und es kommt nicht von ungefähr, dass so mancher Helfer meint, schon Schneeluft zu riechen.

Ankunft auf der Gerstreitalm

Am nächsten Morgen ist es endlich soweit. Auf der Gerstreitalm spähen Wirt und Gäste schon nach den Ankömmlingen und dann kugeln sie fast den Berg hinab: Gegen zehn Uhr kommen die Sommerfrischler unter lautem Geblöke auf der Alm und damit bei den Bauern im Glemmtal, an. Jetzt folgt die „Schafischer“, das Aufteilen der Schafe auf ihre Besitzer. Freude und Erleichterung machen sich breit, Hirt und Helfer spüren die Anstrengung der letzten Stunden in den Knochen. Jetzt wird gefeiert, auf den vergangenen Bergsommer angestoßen und eine zünftige Mahlzeit verzehrt.

Warum sind die Schafe im Sommer am Berg?

Bei der ganzen Mühe und dem Aufwand stellt sich die Frage, warum die Bauern im Glemmtal ihre Schafe jedes Jahr wieder auf die Hochweiden treiben. Hier kommen die Antworten: Zum einen finden die Vierbeiner auf den Almen das geeignete Futter, versorgen sich quasi autark und liefern die beste Fleischqualität. Zum anderen sind Schafe echte Landschaftspfleger. Sie halten das Gras kurz, stärken so dessen Wurzeln und verhindern die Verbuschung der Almlandschaft. Sie treten mit ihren Hufen – bei 500 Schafen sind das immerhin 2.000 – die Erde fest und schützen den Boden damit vor Erosion. Last but not least liefern Schafe den nötigen Biodünger, das dem Grasbewuchs wichtige Nährstoffe liefert. Eine Win-win-Sitation für alle Beteiligten.

Die Gerstreitalm in Hinterglemm

Die bewirtschaftete Alm ist von Hinterglemm Ort innerhalb von rund 30 Gehminuten leicht zu erreichen, die Auffahrt mit dem Auto ist ebenfalls möglich. Im Sommer kann man sich auf der Sonnenterrasse mit großartiger Panorama-Bergsicht Pinzgauer Spezialitäten servieren lassen und im Winter ist die Almhütte an der Skipiste ein willkommener Ort für einen Einkehrschwung.

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