Beeren aus den Bergen im Glemmtal

Die unterschiedlichen Höhen- und Sonnenlagen auf den Bergen, lichte Wälder und nach Süden geneigte Hänge bieten gleich mehreren Beerenarten die jeweils perfekten Standorte. Hans Enn erzählt uns heute mehr!

Das Beerensammeln gehört auch für Hans Enn zu seinen frühesten Kindheitserinnerungen. Heidelbeeren und Walderdbeeren, Himbeeren und Preiselbeeren sind ein traditionell wichtiger Bestandteil der Pinzgauer Küche, erzählt der Gastgeber im Hotel Kendler: „Heidelbeernocken, ein Glas Buttermilch mit Preiselbeermarmelade oder selbst gemachte Himbeermarmelade auf einem reschen Semmerl zum Frühstück, das gehört bei uns einfach dazu.“ Die kleinen, wild wachsenden Früchte sind übrigens nicht nur unglaublich aromatisch, sondern auch sehr gesund!

Superfood aus den österreichischen Alpen

Wenn es um die gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe geht, können es die wilden Beeren aus dem Glemmtal mit jedem Vergleich aufnehmen. Entzündungshemmende Stoffe wirken gegen freie Radikale, die Vitamine C und E verzögern die Haut- und Zellalterung, Gerbstoffe hemmen die Vermehrung von Bakterien und beschleunigen die Heilung von Schleimhautentzündungen, innere Organe werden gestärkt und sogar das Nervensystem profitiert. Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor runden den Power-Cocktail ab.

Heidelbeeren – blaue Schätze aus dem Moos

Gleich vorweg: die Heidelbeeren, Blau- oder Schwarzbeeren heißten auf Pinzgauerisch Moosbee. Sie wachsen auf niedrigen Büschen, die wie kleine, verzweigte Bäumchen aussehen, oft zwischen Moosen im Wald. Gerne siedeln sie sich in der Nähe kleiner Tannen an. Die blauen, runden Früchte sind von Juli bis in den September hinein erntereif, ab dem Spätsommer verleiht die rote Herbstfärbung des Laubes manchen Berghängen ihre typische Farbe. Die Beeren können roh vom Strauch verzehrt oder auch in der Küche für Süßspeisen und Marmelade verwendet werden. Wer Heidelbeeren nascht, kann das nicht verheimlichen: Der enthaltene Farbstoff färbt Lippen, Zähne und Zunge tief dunkelrot bis lila!

Walderdbeeren – aromatische Heilpflanze

Die kleinen, herzförmigen Erdbeeren sind – anders als ihre Verwandten auf dem Erdbeerfeld – würzig und manchmal sogar etwas bitter, ihr Aroma ist unvergleichlich! Im Mai und Juni blühen und fruchten die bis zu 20 cm hohen Pflanzen, die zur Familie der Rosengewächse zählen. Im Pinzgauer Dialekt heißen die auch in der Heilkunde hoch geschätzten Früchte Easchbee, zu finden sind sie entlang von Waldrändern, meist an sonnigen bis halbschattigen Standorten. Die Bestandteile der Pflanze wirken entzündungshemmend, beruhigend und belebend, appetitanregend und blutreinigend.

Himbeeren – süße Verführung mit Gegenwehr

Wie die Erdbeere gehört die Himbeere, auf Pinzgauerisch Himbee, zur großen Gruppe der Rosengewächse. Zum Pflücken muss man sich allerdings nicht bücken, die Büsche werden einen halben bis zwei Meter hoch. Himbeeren wachsen vorwiegend auf kahlen Flächen, an Waldrändern und auf Lichtungen. Bei den Früchten lohnt es sich, einmal genauer hinzusehen, denn diese sind keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte, das heißt, sie bestehen aus vielen, einzelnen Kügelchen. Gegen Naschkatzen wehrt sich der Himbeerstrauch mit seinen Stacheln – das Pflücken der von Juni bis September reifen, roten Früchte lohnt sich allerdings des Geschmacks und der gesunden Inhaltsstoffe wegen. Himbeerblättertee wird nicht nur im Pinzgau als altes Hausmittel zur Geburtsvorbereitung verwendet.

Preiselbeeren – unverzichtbar zu Wildgerichten

Diese Beeren sind eine typische Wildfrucht der Alpen. Die niedrigen Pflanzen wachsen auf Berghängen, in trockenen Wäldern und auch in Hochmooren. Roh sind die roten, kugelförmigen Beeren kein rechter Genuss, aber als Kompott, Marmelade oder Gelee werden sie hoch geschätzt. Die Granggn, wie die Beeren auf Pinzgauerisch heißen, erwähnte schon Hildegard von Bingen als Heilmittel, denn die in ihnen enthaltene Salicylsäure wirkt schmerzlindernd. Wer Preiselbeeren ernten will, muss schnell sein: Im August und Anfang September muss man den richtigen Reifezeitpunkt abwarten und dann schnell sein, denn die empfindlichen Früchte sind nur kurze Zeit zu finden.

Hans Enn weiß: „Wenn die Beeren, gleich welche, reif sind, sind auf den Bergen rings um Saalbach Hinterglemm viele ‚Beesammler‘ mit den ‚Riffeln‘ (kleine Beerenrechen) unterwegs. In den Almhütten können sich Gäste dann mit Heidelbeerkuchen und anderen saisonalen Spezialitäten verwöhnen lassen!“

Mit einem Gedicht von Heinrich Hoffmann von Fallersleben können Sie sich schon heute auf das Wandern und Beerennaschen im Glemmtal einstellen:


„Wo bin ich gewesen? Nun rat einmal schön!“
„Im Wald bist gewesen, das kann ich ja sehn.
Spinnweben am Kleidchen, Tannadeln im Haar,
das bringt ja nur mit, wer im Tannenwald war.“
„Was tat ich im Walde? Sprich, weißt du das auch?“
„Hast Beerlein gepickt vom Heidelbeerstrauch!
O sieh nur, wie blau um das Mündchen du bist!
Das bekommt man ja nur, wenn man Heidelbeer ißt.“

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